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Essays

Der Schwalbenschwanz

Beinahe lautlos schlagen die Flügel gegen das taube Glas. Leise, wie Seidenpapier im Wind, kämpfen sie gegen das Unüberwindbare. Feiner gelber, schwarzer, roter Staub verlässt das wirbelnde Tier bei jedem Stoß. Aufwärts, immer nur aufwärts flattert das Wesen. Einen Windhauch folgend oder nur Abhängiger seiner Angst? Kopflos die Freiheit ersehnend?

Ein Augenblick Stillstand.

Jedes der zarten Beine vibriert in seinem eigenen Rhythmus. Zaghaft schließt und öffnet der Falter seine Flügel. Schwarz auf Gelb entblößt er seine Pracht. Blaue Stellen umsäumen das Tier. Zwei rote Punkte leuchten einem entgegen - wütende, mahnende Augen. Mit einem Ruck verschwinden die Augen, die Farben, das Wesen. Herabgestürzt, kleine Saltos schlagend, landet es am Grund, kämpft sich aufwärts. Seidenpapier im Wind.

Das Hadern der Realität

Manchmal, wenn man in sich gekehrt und ohne böse Gedanken vor sich hinblickt, kann man es erkennen. Ein zartes Beben, ein unregelmäßiges Flimmern, welches die Gesamtheit der Welt einzunehmen scheint. Dadurch, dass es jedes Staubkörnchen, jedes Atom zu durchdringen in der Lage ist, bin ich mir sicher, dass es die Realität höchstselbst ist. Sich zitternd mit der Frage herumschlagend, ob sie tatsächlich existiert oder nicht. Ob sie überhaupt existieren möchte, falls es sie geben sollte. Sich nervös hin und her werfend wie ein Albtraum geplagter Schläfer.

 

Und was wäre nun, wenn die Realität eines Tages zum Schluss käme nie existiert zu haben? Alles weg? Nie da gewesen? Würden nicht manifestierte Gedanken und Träume durch ihr Sein, unser Nichts streifen? Silberglänzend, wie Fische in einem Meer aus Leere?

Oder was wäre, wenn sich die hadernde Realität aus Unschlüssigkeit spalten täte. Ein Teil für immer verschollen in Nichtexistenz, ein anderer weiterhin voller Leben? Der lebendige Teil jedoch verletzt und traurig der Teilung wegen und sich deswegen einen Zwilling erschaffend. Alles gleich, wirklich alles, aber nur fast. Auch diese Teilung und Verdoppelung für uns Menschen nur als Flimmern zu erkennen. Die Größe der Geschehnisse nicht erfassend. Alles in der Zeit eines Wimpernschlages. Nichtsahnend sitzen wir hier, an nichts Böses denkend, während die Realität vor unseren Augen tausende und abertausende Leben lebt.

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